Prozessoren und RAM
07. November 2001
Genau vor zwei Monaten haben wir Ihnen das letzte
Mal über Prozessoren und Arbeitsspeicher berichtet. Es hat sich viel
getan, aber auch irgendwie nicht. Es sind zwar neue Prozessoren (AMD
Athlon XP, Intel Xeon 2GHz) auf dem Markt, aber es hat keine
Überraschungen gegeben, wenn man einmal von AMDs seltsamen
Marketing-Machenschaften absieht (dazu weiter unten mehr).
Intel Xeon
Bei den schnellsten Prozessoren führt absolut gesehen weiterhin InTel
Intels Dual Xeon mit zwei mal 2,0GHz bringt einen Rekordwert beim
BAPCo
2001 Internet Content Creation Benchmark*. Volle 285 Punkte, das
sind allerdings nur 30% Vorsprung gegenüber dem Single Pentium 4 mit
2,0GHz. Wo wir auch gleich beim Haken an der Sache wären, dem Preis. Denn
relativ gesehen, ist der Xeon sicher das Beste, aber die
Gesamtsystemkosten sind auch mit Abstand am höchsten.
So lohnt sich Intels Xeon nur in zwei Fällen: erstens Sie brauchen einfach
den schnellsten Rechner oder zweitens Sie benötigen den gigantischen PCI
Datentransfer von max. 533MB/s (Pentium 4, Athlon XP nur 133MB/s, Athlon
MP 266MB/s).
Noch ein Wort zu den 30%. Man denkt vielleicht, dass ein Dual-System
doppelte Geschwindigkeit erreichen sollte, es sind ja auch zwei
Prozessoren am Arbeiten. In der Praxis sieht es aber so aus, dass nur sehr
wenige Programme überhaupt den zweiten Prozessor nutzen. Noch weniger
Programme erreichen dabei einen hohen Auslastungsgrad der zweiten CPU. Nur
wirkliche Profiprogramme aus dem Bereich CAD und 3D kommen auf ca. 80%.
Bei Video- und Bildverarbeitung sind es nur noch 40%. Programme die den
zweiten Prozessor nicht benutzen laufen sogar etwas langsamer als auf
einem entsprechenden Single-System. Das kommt daher, weil die zweite CPU
im System natürlich auch Mehraufwand in der Verwaltung fordert, selbst
wenn sie nicht zum Einsatz kommt.
Der Dual Xeon hätte also 40% über dem Single P4 liegen sollen, schaffte
aber nur 30%. Der Grund sind die etwas langsameren Speicher. Der Xeon hat
zwar auch 800MHz RD-RAMs, er braucht aber etwas mehr Zeit beim
Speicherzugriff, da er zusätzlich eine ECC Fehlerkorrektur im Speicher
vornimmt. Das verbessert hauptsächlich die Systemstabilität im
Dauereinsatz, welche aber auch schon beim Pentium 4 auf sehr hohem Niveau
liegt. Das zeigt auch, wie sehr die Geschwindigkeit des Arbeitsspeichers
zum Tragen kommt.
AMD Athlon MP/XP
AMD hat mit dem 1,2GHz Athlon MP bereits den neuen Athlon-Kern Palomino
vorgestellt. Jetzt gibt es auch den Single-Palomino (auch Athlon 4
genannt) mit bis zu 1,6GHz, er heißt Athlon XP. Athlon MP und XP
Prozessoren sind fast identisch, bis darauf, dass der MP auch in
Dual-Mainboards läuft. Im Prinzip tut das auch ein XP, allerdings werden
die XP nicht von AMD auf Dual-Fähigkeit geprüft. Eine Garantie für ein
stabil laufendes Dual-System gibt AMD nur für den MP.
Die Stabilität hängt stark von der Hitzeentwicklung der Prozessoren und
den entsprechenden Kühlmöglichkeiten ab. Der alte AMD Thunderbird wurde ab
1,3GHz bereits sehr heiß. Der neue Athlon XP verbraucht ca. 20% weniger
Strom, ein heutiger Athlon XP 1700+ mit 1,46GHz verbraucht ungefähr soviel
wie ein alter Athlon mit 1,2GHz. Ein Athlon MP/XP 1900+ mit 1,6GHz liegt
dann fast wieder auf dem Niveau des alten Thunderbird 1,4GHz.
Leider hat es AMD wieder versäumt dem Athlon Prozessor einen Metalldeckel
zu verpassen. Das hätte zu wesentlich besserer Wäremeabfuhr und weniger
Schäden beim Einbau geführt. Der Pentium 4 hat also immer noch das bessere
thermische Design.
Der Athlon MP/XP mit 1,6GHz heißt bei AMD Athlon MP/XP 1900+. AMD
bezeichnet seine Prozessoren also nicht mehr mit ihrer Taktrate, sondern
mit einem so genannten PR-Wert. PR steht für Pentium Rating und soll die
Geschwindigkeit im Verhältnis zum Intel Pentium 4 ausdrücken. AMD ist also
der Meinung, dass der der 1900+ einem P4 mit 1900MHz entspricht. Das
kann man für fragwürdig halten, allerdings ist AMDs PR-Wert wirklich sehr
gut.
Wir haben das bei einem AMD Athlon XP 1800+ probiert. Da der AMD Athlon
MP/XP nur SSE-1 Befehle kennt, haben wir zum einen SSE-1 Programme geprüft
und zum anderen SSE-2 Programme. Bei den SSE-1 Programmen ist der AMD
1800+ sogar teilweise so schnell wie ein Intel P4 mit 2,0GHz. Bei SSE-2
Programmen schafft der Athlon 1800+ dann nur noch die Werte eines Pentium
4 mit 1,6GHz. Im Durchschnitt liegt der AMD also wirklich zwischen einem
1,6GHz und 2,0GHz P4, also bei 1,8GHz. Selbst das Plus des 1800+ ist
gerechtfertigt, da es mehr SSE-1 Programme als SSE-2 Programme gibt -
noch.
Der Dual-fähige Athlon MP ist nun auch mit Taktraten bis zu 1,6GHz
erhältlich. Noch vor zwei Monaten war man bei 1,2GHz. Da auch beim Athlon
MP die Mainboards sehr teuer sind, hatte er sich mit zwei mal 1,2GHz nicht
gelohnt. Er erreichte so gerade mal die Geschwindigkeit eines Single P4
mit 1,8GHz. Heute mit maximal zwei mal 1,6GHz kommt er auf einen ICC Wert*
von 261 Punkten. Das sind 20% mehr als beim Intel P4 2,0GHz. Allerdings
sind gute Athlon MP Systeme auch gute 20% teurer als entsprechende Intel
P4 Systeme. Der Athlon MP fällt daher recht teuer aus (im Vergleich zum
Athlon XP), weil die Mainboards und die Arbeitsspeicher teurer sind und
weil der hohe Stromverbrauch von zwei Athlon MPs teure Netzteile und
Gehäuse verlangt. Dennoch, das Preisleistungsverhältnis stimmt auf jeden
Fall.
Unser Tipp zum Athlon MP: wenn Sie viele PCI Karten und Laufwerke benutzen
wollen und vielleicht noch einen GeForce3 Stromfresser, dann entscheiden
Sie sich lieber für das ca. 1000,-DM teurere Tyan Thunder K7 Mainboard.
Denn das 600,-DM teure Tyan Tiger K7 benutzt nur normale Netzteile ohne
direkte Stromversorgung für die zwei CPUs und für AGP. Die 1000,- DM für
das bessere Mainboard und das bessere Netzteil sind bei solchen
Konfigurationen eine gute Investition.
Ist der PR-Wert als Marketingaktion noch vertretbar, so ist aber eine
andere Marketingaktivität von AMD wirklich fragwürdig. AMD verteilt einen
Software-Patch für ein Benchmarkprogramm. Eben für die von uns benutzte
BAPCo ICC*. Dieses Software Update soll den Microsoft MediaEncoder
beschleunigen, denn der MediaEncoder erkennt die neuen SSE-Befehle des AMD
Athlon MP/XP von Hause aus nicht an. Da der ICC-Wert ein
Anwendungs-Benchmark aus realen Programmen ist, verfälscht man das
Ergebnis sträflich, da es in der Praxis kein Update für den MediaEncoder
gibt, d.h. Sie als Nutzer vom MediaEncoder haben nichts von dem
Benchmark-Patch.
Das ist besonders schade, da es vollkommen unnötig ist. Der AMD Athlon
MP/XP schneidet auch so schon sehr gut ab.
Intel Pentium 4
Beim Pentium 4 ist man weiterhin bei 2,0GHz. Das wird sich auch dieses
Jahr nicht mehr ändern. Erst im Januar/Februar 2002 kommt der 2,2GHz. Wer
sich heute einen Rechner kauft und mit diesem neuen Prozessor liebäugelt,
sollte darauf achten, dass sein Mainboard bereits den neuen Sockel 478
hat. Den Pentium 4 mit 2,2GHz wird es nicht für den alten Sockel 423
geben.
Bei den Pentium 4 Mainboards hat sich dann doch etwas getan. VIA verkauft
nun auch selber Mainboards mit dem hauseigenen Chipsatz P4X266. Die
Mainboards fallen preislich sehr günstig aus (ab 299,-DM) und die
verwendeten DDR-RAMs sind billiger als die RD-RAMs. Mit ca. 10%
Geschwindigkeitsverlust lohnt sich dieser Chipsatz nicht besonders. Man
spart zwar sehr viel Geld, allerdings denke ich, man hätte sich dann
genauso gut einen Athlon XP kaufen können. Es gibt aber Fälle, wo man
Kosten sparen muss und ein Athlon aus Kompatibilitätsgründen nicht in
Frage kommt. Ich denke da z.B. an die Pinnacle DC1000 Videoschnittkarte.
Diese läuft auf einem Athlon sehr schlecht und der VIA Chipsatz
ermöglichst es nun, sehr preiswerte Komplettsysteme auf P4-Basis zu bauen
(auf Anfrage).
Allerdings hat der Intel i850 Chipsatz auch zugelegt. Es gibt nun endlich
einige Pentium 4 Mainboards, welche 8 IRQs haben. Normale Mainboards haben
nur 4 IRQs (Steuerleitungen). Wenn man mal rechnet: Grafik-, RAID-, LAN-,
Video- und Soundkarte plus USB, evtl. FireWire und TV-Karten machen gute 8
Steuerleitungen notwendig. Mainboards mit nur 4 IRQs müssen die
Steuerleitungen auf mehrere Karten verteilen (IRQ-Sharing), das klappt
leider nicht immer problemlos. Es wird also endlich Zeit für Mainboards
mit mehr als 4 IRQs. Unser
MediaTower Pro ist
mit einem solchen Mainboard ausgestattet.
Fazit
Es ergibt sich insgesamt das folgende Bild: Wenn der Preis entscheidend
ist, dann führt kein Weg am Single Athlon XP vorbei. Bessere Stabilität
und Kompatibilität sprechen für den Pentium 4 mit Intel i850 Chipsatz.
Extreme Geschwindigkeit zu gerade noch bezahlbaren Preisen sprechen für
den Dual Athlon MP und der Intel Xeon markiert die (teure) Spitze des
technisch Machbaren.
Gut
konfigurierte PC-Systeme
finden Sie bei uns unter Produkte
-> Computer
* die BAPCo-Suite 2001 (MadOnion) hat einen Multimediateil
genannt Internet Content Creation (ICC). Die ICC-Suite testet
Adobe
Premiere 6.0, Adobe PhotoShop 6.0, Marcromedia Dreamweaver 4, Macromedia
Flash 5 und Microsoft Mediaencoder 7.0
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